Im Rahmen des Projektes „Last Minute“ ab Wien für eine Woche nach Golden Sands an der bulgarischen Schwarzmeerküste geschickt, fand ich mich in einem Meer von Sonnenschirmen wieder zwischen verbrannten Leibern, geröteten Augen, noch im Morgengrauen gegrölten Techno-Summer-Saufhits, billigen Cocktails, Klimaanlagen, Babuschkas, Elvis-Imitatoren, Tattoostudios, Eiffeltürmen und Freiheitsstatuen, Bulgarian Spirit, Firedance (only here!), Kasinohotels, Sexshops, Häkeldeckchen, Buffets, Jeep-Safaris, Chinarestaurants (Happy Century), Irish Pubs und Viner Cafes, Supermarkets (24 hours open), Skybars und Wikingerschiffen, Plastikpistolen und Bankomaten. Mehrfach wollte mir jemand eine Schlange um den Hals legen und mich damit fotografieren.
Täglich floh ich im Bus von diesem schrillen Weltort aus Plastik und Styropor in die 20 km entfernte Stadt Varna, um den Staub jüngerer Vergangenheit zu sieben und um etwas von den Arbeits- und Lebensbedingungen jener Menschen zu verstehen, die mit ihrer Arbeitskraft und ihren Geschäftsideen die Urlaubshölle von Golden Sands befeuern.
So entstand die Serie TRANSFORMERS. Das Grundgerüst dieser Arbeit bilden Aufnahmen von einem Spaziergang zum Denkmal der bulgarisch-russischen Freundschaft, das auf einem Hügel am Rande Varnas liegt und einmal ein architektonischer und ideologischer Angelpunkt im Stadtbild gewesen sein muss. Nunmehr von Graffiti übersät und von Unkraut umwuchert, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Ungetüm aus Beton von dem neu entstehenden Villenviertel geschluckt wird, das sich die Hänge im Norden der Stadt hochzieht.
Die Figuren des Denkmals sehen aus wie die Transformers, humanoide Roboter aus einem gleichnamigen Comic, die sich bei Bedarf in alle möglichen martialischen Fahrzeuge verwandeln können. Es sollte mich nicht wundern, wenn die auf dem Denkmal abgebildeten Soldaten der roten Armee demnächst die Form amerikanischer Autos annehmen würden, um mit Kurs auf Golden Sands davonzubrausen.
TRANSFORMERS-VARNA, analoge Slideshow, 2007 (für die Ausstellung „Last Minute“ / Galerie der Stadt Wels)