Wer einmal an einem Regentag dem Feuersalamander begegnet ist, diesem sich in feierlicher Langsamkeit scheinbar durch Jahrhunderttausende tastenden funkelnden Waldgott, vergisst diesen Eindruck lange nicht. Archaisch riesig in Form und Bewegung, nicht an Körpergröße, bietet das selten gewordene Tier zugleich ein Bild absoluter Verletzlichkeit.
Als ich im Frühjahr 2019 bei einer Radfahrt im Wienerwald auf wenigen hundert Metern Straße mehrere Dutzend totgefahrene, dabei flachgequetschte und auf dem heißen Asphalt gegerbte Überreste von Salamandern fand, hat mich das Unwürdige eines solchen Sterbens zutiefst irritiert. Einem spontanen Impuls folgend, nahm ich die Tierkörper mit ins Atelier.
Der Salamanderraum ist eine variable Installation aus fragmentierten, stark (auf menschliches Maß) vergrößerten Fotografien der Salamander, die einerseits das Abstoßende und Skandalöse dieses Todes nicht verleugnen wollen. Andererseits war es mein Anliegen, mit dieser Arbeit den Salamandern ein Denkmal jenseits des Makabren zu erschaffen, in welchem sie, ihren eigenen Totentanz aufführend, an ihre Schönheit und Würde erinnern können.
Die ganze Menschheitszivilisation war von Anfang an nichts als ein von Stunde zu Stunde intensiver werdendes Glosen, von dem niemand weiß, bis auf welchen Grad es zunehmen und wann es allmählich ersterben wird. Vorderhand leuchten noch unsere Städte, greifen noch die Feuer um sich.
(W.G. Sebald; Die Ringe des Saturn)







